Das Wort zum Schabbat

Schabbat Dewarim || Richter brauchen mehr als Talent: Weisheit und Gerechtigkeit

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Episode notes

Rabbiner Dr. Jehoschua Ahrens erläutert den Wochenabschnitt Dewarim in 5. Mose 1–3,22 als bedeutsamen Übergang und Abschluss der Tora. Nach fast 40 Jahren Wüstenwanderung beginnt das fünfte Buch Mose, das auch Mischneh Torah (Wiederholung der Torah) genannt wird, da Mose viele Passagen der vorherigen Bücher wiederholt.

Bei ahavta - Begegnungen kannst du den Tora-Abschnitt der Woche in der Übersetzung durch Rabbiner Simon Bernfeld lesen oder sogar als Podcast anhören:

https://plus.ahavta.com/p/dewarim

Mose als Redner

Besonders bemerkenswert ist der Beginn mit „Eleh Dewarim“ (dies sind die Worte) – zum ersten Mal spricht Mose seine eigenen Worte und nicht Gottes Worte zum Volk. Ahrens betont die paradoxe Entwicklung: Am brennenden Dornbusch bezeichnete sich Mose noch als schlechten Redner („Lo isch dewarim“), weshalb Aaron für ihn sprechen sollte. Nun steht er klar und deutlich vor dem Volk. Rabbi Tanchuma erklärt dies mit einem Gleichnis: Mose war durchaus ein guter Rhetoriker, aber im Vergleich zu Gott erschien er wie stumm.

Führung und Übergabe

Da Mose das Volk nicht ins verheißene Land führen wird, bereitet er den Übergang zu Joschua vor. Von Mose bleiben keine Denkmäler oder Ehrensäulen – nur das Echo seiner Worte. Ahrens unterstreicht, dass jede Führungspersönlichkeit für ihre Zeit bestimmt ist: Mose war perfekt für die Wüstenwanderung, Joschua wird für die neue Situation geeignet sein.

Bedeutung von Recht und Gerechtigkeit

Zentral in Moses Abschiedsrede ist die Ermahnung zur richtigen Auswahl von Richtern und Stammeshäuptern. Ahrens zitiert: „Erkennt kein Ansehen im Gericht, denn das Gericht ist Gottes“. Nach talmudischer Lehre müssen Richter wissen, wen sie richten, vor wem sie richten und wer sie zur Rechenschaft ziehen wird.

Qualifikationen für Führung

Ein Richter benötigt mehr als juristische Kenntnisse oder Unbestechlichkeit – er muss die Torah kennen und nach ihr leben. Selbst edle Eigenschaften wie Schönheit, Stärke oder Reichtum qualifizieren nicht automatisch für das Richteramt. Biblische Richter waren nicht nur Juristen, sondern auch moralische Leitbilder und spirituelle Führungspersönlichkeiten. Aus solchen gehen Rabbiner und Gemeindeleiter hervor.

Gemeinschaftsdienst

Ahrens betont, dass Gemeindeämter eine selbstlose Verpflichtung darstellen – keine Führung nach eigenen Vorstellungen oder zum persönlichen Nutzen. Führungskräfte müssen sich an Torah-Gesetzen von Recht und Gerechtigkeit orientieren und als „Dienstpflicht im Dienste der Gesamtheit“ agieren. Sie dürfen ihre Befugnisse nicht missbrauchen, müssen fair die Interessen der Menschen vertreten und auch Kritik mit Geduld ertragen.

Viele weitere Informationen zum christlich-jüdischen Verhältnis, zu Israel und zum jüdischen Leben mit der Tora findest du auf meiner Website https://plus.ahavta.com



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